Allein der Gedanke an eine heiße Pizza oder ein Stück Schokolade – und schon fängt es an: Wir schlucken unbewusst und spüren, wie sich Speichel bildet. Doch warum läuft uns eigentlich das Wasser im Mund zusammen? Und was passiert dabei genau in unserem Körper?
Das Phänomen ist biologisch betrachtet eine automatische Reaktion des Körpers – ein Reflex, ausgelöst durch den sogenannten Speichelreflex. Dieser wird aktiviert, sobald das Gehirn Reize empfängt, die mit Essen zu tun haben: Gerüche, Anblicke oder sogar nur Vorstellungen von Nahrungsmitteln. Diese Sinneseindrücke werden im limbischen System verarbeitet – dem Teil des Gehirns, der für Emotionen und Instinkte zuständig ist. Von dort wird über das autonome Nervensystem das Signal an die Speicheldrüsen gesendet: „Mach dich bereit, es gibt gleich etwas zu kauen!“
In unserem Mund befinden sich drei große Speicheldrüsenpaare: die Ohrspeicheldrüsen (Parotis), die Unterkieferspeicheldrüsen und die Unterzungenspeicheldrüsen. Zusätzlich gibt es zahlreiche kleine Drüsen im gesamten Mundraum. Gemeinsam produzieren sie täglich etwa 1 bis 1,5 Liter Speichel – größtenteils unbemerkt.
Der berühmte Pawlow’sche Hund-Versuch zeigte erstmals, dass selbst der Klang eines Glöckchens – wenn mit Futter verknüpft – Speichelfluss auslösen kann.
Speichel erfüllt mehrere wichtige Funktionen. Er befeuchtet den Mund, macht Nahrung gleitfähig, enthält Verdauungsenzyme wie Amylase (zur Zuckerspaltung) und schützt durch antibakterielle Substanzen die Mundflora. Außerdem hilft er beim Schmecken – denn nur gelöste Moleküle können die Geschmacksknospen erreichen.
Die Reaktion „Das Wasser läuft uns im Mund zusammen“ hat also nichts mit übertriebener Vorstellungskraft zu tun, sondern ist eine ausgeklügelte Vorbereitung auf die Nahrungsaufnahme. Der Körper versetzt sich in den „Essmodus“ – lange bevor das Essen überhaupt im Mund ist.
Übrigens: Auch in Stresssituationen kann Speichelfluss zunehmen oder abnehmen. Bei Prüfungsangst oder Nervosität empfinden viele den Mund als trocken. Das liegt daran, dass der Körper auf Kampf oder Flucht umschaltet – dabei wird die Speichelproduktion gehemmt, weil sie gerade „nicht überlebenswichtig“ erscheint.
Umgekehrt kann es bei extremem Appetit oder Heißhunger sogar zu übermäßiger Speichelproduktion kommen. Ein uraltes System, das bis heute in uns wirkt – unabhängig davon, ob wir ein Steak sehen oder ein veganes Curry.
Fazit: Wenn uns das Wasser im Mund zusammenläuft, ist das kein Zufall, sondern ein ausgeklügelter Reflex. Er verbindet Sinneseindrücke mit inneren Prozessen – und erinnert uns daran, dass unsere Körperfunktionen oft viel schneller und cleverer sind, als wir denken.