Ein Mensch geht, ein Lebensabschnitt endet oder eine Entscheidung steht an – und wir halten fest, obwohl wir wissen, dass es Zeit wäre, loszulassen. Warum fällt uns das so schwer? Und was macht das Loslassen so emotional?
Loslassen bedeutet Veränderung – und Veränderung bedeutet Unsicherheit. Unser Gehirn liebt jedoch Stabilität. Es belohnt Wiederholung, Gewohnheit und Vorhersehbarkeit. Alles, was neu oder ungewohnt ist, wird als potenzielles Risiko empfunden – sogar dann, wenn wir wissen, dass das Alte nicht mehr gut für uns ist.
Ein weiterer Grund liegt im emotionalen Gedächtnis. Dinge, Orte oder Menschen sind mit Gefühlen verbunden – Freude, Geborgenheit, Hoffnung. Beim Loslassen trennen wir uns nicht nur von etwas Materiellem, sondern auch von inneren Bildern und Vorstellungen. Und das tut weh.
Studien zeigen: Menschen klammern eher an etwas Negativem, als ins Ungewisse zu gehen – aus Angst vor dem Unbekannten.
Auch die Identität spielt eine Rolle. Manche Dinge definieren uns: „Ich bin jemand, der…“ Wenn wir sie loslassen, verlieren wir ein Stück Selbstbild. Das kann verunsichern – besonders bei Beziehungen, Jobs oder Lebensträumen, an denen viel Herz hängt.
Hinzu kommt: Wir hoffen oft, dass sich Dinge doch noch ändern. Dass es besser wird. Dass es vielleicht doch richtig war, zu bleiben. Diese Hoffnung verzögert das Loslassen – manchmal über Jahre hinweg.
Doch Loslassen ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein bewusster Akt von Stärke. Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, sich von Illusionen zu trennen und offen zu sein für Neues – auch wenn der erste Schritt weh tut.
Fazit: Loslassen ist schwer, weil es uns aus der Komfortzone reißt, Erinnerungen berührt und unser Selbstbild hinterfragt. Doch wer loslässt, schafft Raum für Wachstum – und für das, was wirklich zu einem passt.